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"Der Bendlerblock ist der richtige Ort für das Ehrenmal, denn er ist ein bedeutender Ort der jüngeren Geschichte in Deutschland."

Interview mit dem Bundesminister der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidigung, hier mit dem Architekten des prämierten Ehrenmalentwurfs, Prof. Andreas Meck, und Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan
Kompass: Herr Minister, was hat Sie veranlasst und welches waren Ihre Beweggründe, sich für ein Ehrenmal am 2. Dienstsitz des Bundesministers der Verteidigung in Berlin einzusetzen?

Dr. Franz Josef Jung: Wir verlangen von den Menschen in der Bundeswehr den äußersten Einsatz. Eine Würdigung derer, die in Erfüllung ihrer Dienstpflichten ihr Leben gelassen haben, ist schon lange überfällig. Ich habe mich deshalb dafür eingesetzt, einen würdigen Ort des Gedenkens zu schaffen. Hier sollen zum Einen die Menschen ganz privat trauern und gedenken können, und zum Anderen militärische Zeremonien abgehalten werden. Ich bin überzeugt, dass das Ehrenmal in seiner Ausgestaltung diese Aufgaben erfüllen wird. Großen Anteil daran hat die hervorragende Arbeit des Münchner Architekten Professor Andreas Meck.

Kompass: Und warum ausgerechnet im Bendlerblock, in dem u. a. auch an den Widerstandskämpfer Graf von Stauffenberg erinnert wird? Warum nicht z. B. zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt?

Dr. Franz Josef Jung: Der Bendlerblock ist der richtige Ort für das Ehrenmal, denn er ist ein bedeutender Ort der jüngeren Geschichte in Deutschland. Mit der Nutzung des Bendlerblocks durch das Bundesministerium der Verteidigung unterstreichen wir die Bedeutung des militärischen Widerstands gegen das NS-Regime für die Tradition der Bundeswehr. Der Bendlerblock ist ein Ort des Gedenkens und gleichzeitig werden hier Traditionen gepflegt, das macht ihn einzigartig. Mit diesem Ort verbinde ich auch die Hoffnung, dass seine Bedeutung möglichst viele Bürger und Gäste Berlins anziehen wird.
Als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt trage ich die Verantwortung für das Leben der Soldatinnen und Soldaten und der zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Streitkräfte. Deshalb gehört das Ehrenmal der Bundeswehr auch an den Berliner Dienstsitz des BMVg. Dafür habe ich von allen Seiten Bestätigung erhalten.

Kompass: Besteht nicht die Gefahr und befürchten Sie nicht, dass das Ehrenmal im Bendlerblock wegen seiner Lage auf mangelnde Akzeptanz bei der Bevölkerung stoßen könnte?

Dr. Franz Josef Jung: Das Ehrenmal wird öffentlich zugänglich sein. So kann jeder Bürger ganz individuell die Toten ehren und seine persönliche Anteilnahme ausdrücken.

Kompass: Was wird mit den drei Ehrenmälern der Teilstreitkräfte Ihrer Auffassung nach passieren?

Dr. Franz Josef Jung: Wir werden ein zentrales Ehrenmal in Berlin für das Gedenken an alle Angehörigen der Bundeswehr, die in Ausübung ihrer Dienstpflichten ihr Leben verloren haben, errichten. Die drei Ehrenmäler der Teilstreitkräfte besitzen einen spezifischen Charakter. Sie werden von der Errichtung eines zentralen Ehrenmals der Bundeswehr nicht berührt.

Das Interview führte
Josef König.