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Gut gemeint - schlecht gemachtvon Reinhold Robbe | | In diesen Tagen bin ich wieder einmal dabei, meinen Tätigkeitsbericht für das zurückliegende Jahr zu schreiben. Dazu werden auch die vielen Petitionen ausgewertet, die mich 2008 aus der Truppe erreichten.
Im Vergleich zum vorletzten Jahr ist die Zahl der Eingaben übrigens um rund fünf Prozent gestiegen. Das hat aber zunächst einmal noch nichts zu sagen. Denn die Eingabenhöhe an sich lässt nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Gesamtsituation der Bundeswehr zu. Auch gibt sie keinen umfassenden Aufschluss über die "Stimmung in der Truppe". Wenn ich dazu konkrete und belastbare Aussagen machen soll, dann stütze ich mich in erster Linie auf jene Erkenntnisse, die ich bei meinen zahlreichen unangemeldeten Truppenbesuchen gewinne. Und auch die vielen Einzelgespräche und "Runden Tische", die ich zu den wichtigen Themen unserer Soldatinnen und Soldaten organisiere, helfen mir bei meiner Meinungsbildung ganz wesentlich.
Ohne etwas von dem vorwegzunehmen, was ich in wenigen Wochen dem Parlament und auch der Öffentlichkeit als Ergebnis meiner Arbeit der letzten zwölf Monate vorlegen werde, kann ich bereits heute feststellen, dass sich für die meisten Probleme der Truppe zwei wesentliche Ursachen erkennen lassen:
Zum einen ist es einmal mehr das fehlende Geld - mit der Konsequenz, dass es an Personal und Material mangelt. Und zum anderen zeigt sich auch ein Defizit im Umgang miteinander. Ich meine damit vor allem die Unfähigkeit vieler Verantwortungsträger auf allen Ebenen, vernünftig und menschlich in die Truppe hineinzuwirken. Es fehlt oft an einer verständlichen und geeigneten Kommunikation untereinander. Nicht selten ist dies die Ursache für viele Probleme.
Während der Feiertage beispielsweise wird das in den Einsätzen häufig deutlich. Manche Soldaten werden - fern der Heimat - an diesen Tagen "dünnhäutig", sind in Gedanken bei ihren Lieben daheim und reagieren dann entsprechend sensibel. Da können unbedacht gewählte Worte von Kameraden oder Vorgesetzten auch schon einmal zu Missverständnissen führen. Ebenso können unüberlegte Aufmerksamkeiten zum Weihnachtsfest das Gegenteil von dem bewirken, was sicher guten Willens bezweckt wurde.
So bekam ich gleich zu Jahresbeginn viele Pakete, in denen sich Präsente des Dienstherrn für die in Afghanistan eingesetzten Soldatinnen und Soldaten befanden. Hierbei handelte es sich um offensichtlich in Fernost produzierte billige Massenartikel, die zum Teil auch noch defekt waren. Auch wenn man eine gute Absicht unterstellt, so waren diese "Weihnachtsüberraschungen" wenig geeignet, um den Soldaten am Ende dieses ereignisreichen Jahres eine Freude zu bereiten. Wohl deshalb wandten sich viele Kameraden mit einer Eingabe an mich.
Etwas mehr Einfühlungsvermögen, Sensibilität und auch Kreativität der Verantwortlichen hätte in diesem Fall viel Ärger und Enttäuschung vermieden.
Mein Fazit: Gut gemeint, aber schlecht gemacht.
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