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Krone oder Dornenkrone der Schöpfung?

Weltfriedenstag in Schwerin

Fotos (3) © KMBA / Hosse
Diese Frage stellte Weihbischof Norbert Werbs anlässlich des Friedensgottesdienstes in der Propsteikirche St. Anna in Schwerin. Das Motto des diesjährigen Weltfriedenstages lautet: „Wenn du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung“.

Eingeladen hatte der Leitende Militärdekan des Dekanates Kiel, Msgr. Rainer Schadt, Soldaten, Politiker, Verbandsvertreter und die Gläubigen aus Schwerin, um gemeinsam für den Frieden zu beten und sich dafür einzusetzen, dass der friedenserhaltende Dienst der Soldaten in aller Welt die notwendige Anerkennung und Beachtung findet. Trotz des schlechten Wetters und verschiedener anderer Termine in Mecklenburg-Vorpommern war die Kirche gut gefüllt, als die Zelebranten einzogen.

Der Bischof wies darauf hin, dass Frieden mehr ist als das Schweigen der Waffen. Frieden ist ein Geschenk Gottes, das er uns mit Christi Geburt gemacht hat. Wir müssen es nur annehmen, es erhalten und weitergeben. Das setzt voraus, dass eine der Grundlagen für Frieden, der Erhalt der Schöpfung, nicht gefährdet wird. Der Zugang zu allen Ressourcen für alle Menschen muss gewährleistet sein. Die Schöpfung ist nicht mein oder dein, sondern unsere. Wenn es eine solche Sicht auf die Schöpfung gibt, wird Unfriede vermieden. Deshalb haben wir auch den Auftrag bekommen „Macht euch die Erde untertan“. Auch darin ist der Auftrag zur Pflege und zum Erhalt der Erde enthalten. Sie soll nicht ausgebeutet oder tyrannisiert werden, sondern die Erde ist die Lebensgrundlage des Menschen. Wird sie zerstört, nehmen wir uns unsere Lebensgrundlage. Der Mensch fühlt sich als die Krone der Schöpfung. Wenn er nicht zur Dornenkrone der Schöpfung werden will, sollte sich jeder darüber klar werden, dass der Erhalt der Schöpfung nicht nur für die jetzt Lebenden wichtig ist, sondern besonders für unsere Kinder und Kindeskinder.

Von der Kirche in den Landtag

Nach dem Gottesdienst wurden die Teilnehmer zum Festakt und zum Empfang in den Landtag eingeladen. Militärdekan Schadt konnte dort neben der Vizepräsidentin des Landtages, Frau Renate Holznagel, auch Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte und Bürgermeister der Garnisonen in Mecklenburg-Vorpommern, Vertreter der Kirchen, Verbände und als Repräsentanten der Soldaten den Stellvertretenden Kommandeur des Landeskommandos, Herrn Oberstleutnant Walter Hertz, begrüßen. Dabei wies der Dekan darauf hin, dass der Schutz der Umwelt bereits zum zweiten Mal Thema eines Weltfriedenstages ist. Bereits 1990 hatte Papst Johannes Paul II. die Thematik aufgegriffen und auf die Verantwortung aller für den Erhalt der Schöpfung hingewiesen. „Die Schöpfung ist mehr als Natur und Umwelt“, formulierte Schadt, „sie ist Leben in Fülle“. Um diese Lebensfülle zu erhalten, müssen wir nicht mehr geben, sondern weniger nehmen.

Frau Holznagel erklärte in ihrem Grußwort, dass Krieg, Terror und Menschenrechtsverletzungen den Frieden bedrohen. Auch der Missbrauch der Güter der Erde gehört dazu. Um diese Ungerechtigkeiten zu überwinden, ist jeder verpflichtet, für die Bewahrung der Schöpfung zu arbeiten. Besonders dankte Frau Holznagel den Soldaten aus Mecklenburg-Vorpommern, die zurzeit in aller Welt für den Frieden im Einsatz sind.

Die Bundestagsabgeordnete Karin Strunz war über Weihnachten in Kunduz gewesen und die Soldaten dort waren dankbar für das Interesse. Für den Einsatz in Afghanistan wünschte sie eine öffentliche Diskussion. Über die Aufgaben, aber auch die Leistungen der Soldaten muss in der Öffentlichkeit gesprochen werden. Mit dem Gebet der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1942 beschloss sie ihr Grußwort.

Nach Oberstleutnant Hertz ist Frieden ohne Alternative. Er beginnt im Kleinen, der Familie, der Nachbarschaft. Regeln helfen, bei allen Unterschieden zwischen Kulturen eine Grundlage zum Zusammenleben zu finden. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf Afghanistan und die Region. Er wünschte allen Soldaten im Einsatz Wohlergehen und dass sie gesund an Leib und Seele zurückkehren werden.

Bei mecklenburgischer Kartoffelsuppe und Getränken kamen alle Teilnehmer ins Gespräch und konnten so den Weltfriedenstag ausklingen lassen.

Franz-Josef Hosse

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